SPD Kressbronn-Langenargen-Eriskirch

Gespräch mit Berufsfischern, Gastronomen und Anglern

Veröffentlicht am 10.08.2021 in Fraktion

 „Ein Bündel von Maßnahmen ist notwendig, um den Wildfisch im Bodensee zu stabilisieren.“ Darüber waren sich Berufsfischer, Angler, Gastronom und Vertreter der SPD bei einem Informationsgespräch auf Einladung der SPD-Kreistagsfraktion in der Seehalde einig.

Elke Dilger, 1. Vorsitzende der Berufsfischer am Bodensee betonte, dass es nicht nur um die Fischer gehe, sondern um das Nahrungsmittel Wildfisch, um ein Kulturgut. Seit Jahren gehe der Fischertrag kontinuierlich zurück. „Schon heute können Berufsfischer nicht mehr alleine von ihren Fängen leben“. Elke Dilger nannte vier Faktoren für den mangelnden Fischertrag. Ein hoher Fraßdruck der zu vielen Kormorane, Neozoen, insbesondere die Quagga-Muschel, zu wenig Futter für die Fische und Stichlinge.

Thomas Lang, Vizepräsident des Landesfischereiverbandes Baden-Württemberg betonte ergänzend, dass verbaute Ufer und zu wenig Laichplätze zusätzlich eine Bedrohung für den Wildfisch seien.

Während noch 2013 465 t Felchen im Bodensee gefangen wurden, waren es 2019 nur noch 208 t. Die Deckung des Bedarfs erfolge zunehmend über den Fisch-Großhandel aus weit entfernten Regionen. Um die heimische Region mit Bodenseefelchen zu versorgen, seien mindestens 500 bis 600 t jährlich notwendig. „Die Existenz vieler Berufsfischer ist bedroht“, so Elke Fischer.

Auch Markus Gruler von der Seehalde in Birnau, der zusammen mit seinem Bruder bereits in vierter Generation ein Restaurant und Hotel betreibt, legt größten Wert auf den heimischen Fisch, der in einem funktionierenden Ökosystem aufwächst. „Das ist Nachhaltigkeit, denn wir brauchen keine teuren Transportkosten oder zusätzliche Futtermittel“.

Sehr schnell entwickelte sich das Gespräch um den Kormoran. Während früher nur wenige Brutpaare am See waren, gibt es inzwischen weit über 3000. „Inzwischen fressen die Kormorane mehr Fische, als wir Fischer dem See entnehmen“, so Elke Dilger. Hinzu kämen die Schäden an Fischen, die der Kormoran verletzt und viele davon erkranken und dann verenden würden. Auch jage er im Flachwasser, „wo er leichte Beute machen kann“. Zu den verschiedenen Jahreszeiten finde er dort verschiedene Fischarten, die sich zu Laichen oder Fressen sammeln.  Die Forderung der Fischer ist eindeutig: „Tierschutz muss nicht nur über dem Wasser, sondern auch unter dem Wasser gelten‘.

Thomas Lang kommt deshalb zu einem klaren Schluss: „Wir brauchen keine neuen Studien über den Kormoran. Die Fakten sind hinlänglich bekannt.“ Jetzt gelte es zu handeln und dem Beispiel von Vorarlberg zu folgen, wo es ein „Kormoran-Management“ gebe, so die Berufsfischer und Angler vereint. Dort sei es gelungen, zusammen mit den Naturschutzverbänden und der Fischerei sich auf eine Anzahl von Brutpaaren zu einigen. „Der Kormoranbestand darf mit Maßnahmen reduziert werden oder muss auch wieder mit Bruthilfen unterstützt werden“, berichtete Elke Dilger. Für völlig absurd halten die Fischer die Überlegung Ausgleichszahlungen für Schäden durch die Kormorane zu tätigen. Unterstützung für ein Kormoran-Management finden die Fischer beim SPD-Fraktionsvorsitzenden des Bodenseekreises Norbert Zeller.

Der Sprecher für Jagd und Fischerei der SPD-Landtagsfraktion Hans-Peter Storz machte deutlich, dass das Jagdrecht und die Vogelschutzrichtlinien verändert werden müssten, da der Kormoran als geschützter Vogel gelte. Er sagte zu, dazu parlamentarische Initiativen zu ergreifen. 

Jürgen Bernhard vom Angelsportverein Friedrichshafen und der SPD-Kreisvorsitzende Leon Hahn waren sich einig, dass vor allem auch die heimische Bevölkerung in diesen Prozess mit einbezogen und die Diskussion versachlicht werden müsse.

Auf große Zustimmung stießen die Fischer bei den SPD-Vertretern auch bei der Erforschung des Nitrat-Phosphor Verhältnisses. Notwendig sei ein ökosystemorientiertes, ganzheitliches Nahrungsketten-Management. Deshalb müsse das „Projekt Seewandel“, für das immerhin 5 Millionen Euro zur Verfügung stehen, diese Frage mit aufgreifen, also die Vermehrung des Fisches im Bodensee.

Übereinstimmend stellten die Gesprächspartner fest, dass der Wildfisch im Bodensee ein wichtiges Nahrungsmittel für die Menschen, den Tourismus und die Gastronomie sei und eine hervorragende Ökobilanz aufweise. Sich dafür einzusetzen, versprachen die SPD-Vertreter.

Homepage SPD Bodenseekreis

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